Rolf Reichardt

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Lexikon der Revolutions-Ikonographie in der Europäischen Druckgraphik

Ein interdisziplinäres Handbuch zur Geschichte der politischen Bildpublizistik Zur Identität des ‚alten‘ Europas an der Schwelle zur Moderne gehört eine internationale, ten­denziell demokratische Bildkultur, die von den gegenrevolutionären und den national­staatlichen Bewegungen des 19. Jahrhunderts verdrängt wurde und heute in ihrer Fülle wie auch in ihrem langfristigen inneren Zusammenhang fast vergessen ist.
Es handelt sich um die länder­über­greifende politische Symbolsprache vielfältiger visueller Topoi auf den Ereignis-, Sinn- und Spottbildern der von Kunst- und Fachhistorikern vernachlässigten Gebrauchsgraphik oft namenloser Künstler. In didaktischer Absicht stellte dieselbe z.B. komprimiert dar, was ‚Despotismus‘ und ‚Freiheit‘ sei, wie sich ‚Fortschritt‘ und ‚Reaktion‘, Pressefreiheit und Zensur zueinander verhielten, wie die politische Gesinnung sich in Physiognomie, Körper und Kleidung ausdrückte, worin sich die ‚bürgerliche-‚ und die ‚rote Republik‘ unterschieden. Zudem politisierte sie die Rolle traditio­neller religiöser und mythologi­scher Gestalten wie den ‚hl. Georg‘ und ‚Diogenes‘ und prägte neue Symbolfiguren wie den ‚Aristokrat‘, den ‚Sansculotten‘ und den ‚Blusenmann‘. In der Fran­zösischen Revolution aus älteren und aktuellen Elementen geformt, verbreitete sich diese politische Zeichensprache im Laufe eines Jahrhunderts europaweit mittels der zunehmend massenhaft produzierten Printmedien – fliegende Blätter, illustrierte Journale etc. –, und zwar auf dem Wege anspielungsreicher Bild-Filiationen in Form von wörtlichen Zitaten, Adaptationen oder polemischen Verkehrungen, die sich am besten anhand einzelner Bildmotive verfolgen lassen.
Dies unternehmen die sechzig Autorinnen und Autoren des LRI in 120 detailliert dokumen­tierten Aufsätzen.
Sie basieren auf einem gemeinsamen ikonographischen Bildcorpus, das mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft aus zahlreichen Sammlungen zusam­mengetragen wurde und als Datenbank online zur Verfügung steht.

Das dreibändige Werk wird durch Titel-, Künstler- und Personenregister sowie einen Index rerum erschlossen. 

2017, 2204 Seiten, 120 Beiträge, 2051 Abbildungen (475 Vierfarbabbildungen, 1576 S/W-Abbildungen), Harteinband

2017, 2204 pages, 120 essays, 2051 figures (475 color figures, 1576 b/w figures), hardcover

ISBN 978-3-86887-041-1
Preis/price EUR 220,–